Archiv für den ‘Versicherung’ Tag

DKM 2011

Freitag, Oktober 28th, 2011

Dieses Jahr ging es für mich das erste Mal auf die DKM. DKwas? Die DKM ist die Fachmesse für die Finanz- und Versicherungswirtschaft, jährlich in Dortmund stattfindend.
Da ich bisher in der Ausschließlichkeit tätig war, war die Messe für mich obsolet. Man hat eher wenig, ja eigentlich gar nichts davon.

Da ich nun seit 1.10. Makler bin, sieht das schon anders aus. Allerdings fehlte mir auf der Messe der Kontakt. Wo soll er aber auch herkommen, nach 22 Tagen Tätigkeit. Nächstes Jahr sieht das dann schon anders aus. Dann werde ich diverse Maklerbetreuer und eventuelle auch den ein oder anderen Kollegen kennen – bin gespannt wie sich dann der Eindruck ändert.

Am Mittwoch gins los, früh Morgens auf Facebook. Stefan Ritter, einer der bekannteren Coaches, postete von der DKM, ich komme später darauf zurück.

Zur Messe gings mit meinem, ja was, Cheffe? Kollegen?, also mit dem Jens halt. Da die Dinge sind wie sie sind, trennten sich die Wege und Sandra und ich schlenderten allein über die DKM. Wir wurden über einige Dinge vorgewarnt. Zum Beispiel über Leute, die das primäre Ziel haben, auf der Messe alles einzusammeln was nicht irgendwo und irgendwie fest verschraubt ist. Ich trau mich nicht mal, nach ner Tasse zu fragen, andere nehmen die halbe Ausstellung auseinander…

Die verschiedenen Aussteller präsentierten sich, oh Wunder, recht unterschiedlich. Dabei meine ich nicht primär die Größe der Stände, sondern die Anwesenheit der Mitarbeiter.
Beim BWV/DVA wollte ich näheres zu meinem Fachwirtstudium erfahren. Ich hätte meine Frage auch an die Bedienung am Getränkestand richten können, die Qualität der Antwort wäre identisch gewesen. Auch der Verlag Versicherungswirtschaft sendete die Koryphäen des Unternehmens.
Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau war anwesend. Mehr halt auch nicht. Ein kleiner Stand ging einher mit einem kleinen Wissensstand des anwesenden Mitarbeiters.

Auch marketingtechnisch gab es Tops und Flops. Die DWS holte Oliver Kahn zur Messe, machen sie ja immer gerne mit ihrem Zugpferd.
Die Provinzial machte Autogrammstunde mit Célia Okoyino da Mbabi. Die spielt immerhin im Geschäftsgebiet.
Andere Versicherer boten Verlosungen, Verlosungen und nochmals Verlosungen. Gerne mit Apple Produkten. Und ich habs gesehen, Jens hat ne Visitenkarte eingeworfen um ein iPad zu gewinnen!!!
Besonders herau stach für mich die „Stuttgarter“. Dort ist der Slogan „Klassik rockt“, passend dazu spielte eine Geigerin am Stand.

Stuttgarter

Dabei waren Songs von Metallica oder Nirvana, es war richtig gut.

An den Ständen der Gothaer und von Skandia konnte man sich malen lassen. Die Gothaer hatte einen Karikaturisten engagiert. Dieser hielt sich aber merklich zurück, vor allem bei jungen Frauen ;-).
Bei der Skandia zeichnete ein Künstler auf einen 4 Zoll Handy Bildschirm. Hatte ich so noch nicht gesehen, war aber richtig gut. Den Ausdruck bekam man sofort, die Datei soll nächste Woche per Mail kommen.
Beide Bilder sind auf Anfrage zu erhalten.
Nicht zu erhalten, auch nicht auf Knien, ist das Bild, welches die Investment Gesellschaft Schroders erstellte. Dort wurde man fotografiert und 33 Jahre älter gemacht. Uuuaaaah, geht gar nicht. Morgen kaufe ich soviel Schönheitsprodukte, dass wir einen neuen Badschrank brauchen.

Am zweiten Tag wollte ich zum schon angesprochenen Herrn Ritter, um einen Vortrag zu besuchen. Postete er noch am Mittwoch Morgen einen Bild mit der Unterschrift „Manchmal brauchen Kunden eine helfende Navigation … Geht auch bei Ihrem/Euren Unternehmen! Einfach mal querdenken … LG aus Dortmund!“, so fehlte die helfende Navigation hier völlig. Weder auf dem offiziellen Lageplan noch in der Halle war sein Vortragsraum zu finden. Nächstes Jahr wieder.

PS: Das die Versicherungsbranche mit dem Internet im allgemeinen und mit Web 2.0 im speziellen etwas auf Kriegsfuß stehen ist ja bekannt. Nun könnte man meinen, dass hier irgendwann eine Besserung eintritt, speziell wenn es um so relativ einfache Dinge wie Apps geht.

DKM

Die DKM hat es auch versucht, eine App für den Messebesuch. Also Handy raus, QR-Code gescannt: Ein i-Tunes Link. Narrhallamarsch!
Man kann sich da ja nicht einmal mehr herausreden, dass man nur den Marktführer bedienen möchte. Denn seit diesem Sommer gibt es in Deutschland mehr Android als iPhone Nutzer (FAZ) und seit Anfang der Woche haben die Android Nutzer auch bei den App Downloads den Spitzelplatz errungen (Heise Newsticker).
Also ein netter Versuch, aber man steht da ja auch nicht alleine. Auch der Fussballclub Eintracht Frankfurt meinte diese Woche, mit der Veröffentlichung einer (only iPhone) App den ganz großen Wurf machen zu können. Von den ersten Antworten auf die Meldung bei Facebook war mehr als die Hälfte: Und was ist mit Android?

Unisex Tarife – viel Lärm um (fast) nichts?

Freitag, Oktober 14th, 2011

Das Frauen länger leben als Männer ist nichts Neues. Das resultiert unter anderem daraus, dass Frauen einfach besser mit sich selbst umgehen. Sie rauchen weniger, trinken weniger und gesünder essen sie erst recht.
Diese Tatsache ist jetzt auch nichts neues, in der Versicherungswirtschaft war sie ein elementarer Bestandteil der Beitragsberechnung. So konnten Frauen günstiger Auto fahren, mussten aber auf der anderen Seite mehr für die Altersvorsorge bezahlen. Immerhin war davon auszugehen, dass die (lebenslangen) Renten länger bezahlt werden müssen.

Seit dem 01.03.2011 ist damit theoretisch Schluss, spätestens zum 21.12.2012 dann auch praktisch. In der Rechtssache C-236/09 beschloss der Europäische Gerichtshof, dass keine Diskriminierung mehr aufgrund des Geschlechtes erfolgen darf.

Erinnert sich noch wer an die Kritik aus der Versicherungswirtschaft? So war von der HUK-Coburg zu hören, dass man das Urteil für falsch halte, da es die Fakten verkenne. Der Gesamtverband der Versicherungswirtschaft monierte: „Mit der Entscheidung wird ein zentrales Prinzip der privaten Versicherungswirtschaft, nämlich das Prinzip der Äquivalenz von Beitrag und Leistung, in Frage gestellt.“ Und der Vorstandsvorsitzende der Allianz, Herr Markus Rieß schrieb in der „Euro am Sonntag“: „Geschlechtsspezifische Statistiken sind und bleiben ein unverzichtbares Mittel, um den gewünschten Versicherungsschutz für alle Kunden möglichst günstig und risikogerecht anzubieten.“
Alle Aussagen aus den Stuttgarter Nachrichten vom 01.03.2011.
Das Ende der Rentenversicherung für Männer wurde prophezeit, müssten diese doch nun wesentlich höhere Beiträge zahlen, was das ganze unattraktiv macht.

Nun nähert man sich dem Jahresendgeschäft und mit dem VolkswohlBund hat die erste Gesellschaft in der Renten- und Riesterversicherung einen Unisex Tarif veröffentlicht. Damit liegen endlich Zahlen auf den Tisch, keine Vermutungen und Spekulationen.

Im folgenden werden zwei Personen berechnet. Person A ist 20 Jahre alt und männlich, Person B ist ebenfalls 20 und weiblich. Beiden gleich ist, dass Sie bis 67 arbeiten wollen müssen und für 100 Euro monatlich eine klassische Rentenversicherung beim VolkswohlBund abschließen. Als Überschussbeteiligung wird die verzinsliche Ansammlung gewählt – Dynamik ist keine integriert.

Da haben wir also den Mann, der mit den neuen Unisextarifen quasi keine Rentenversicherung mehr machen kann.
Das mag bei einer Verrentung des angesparten Kapitals ja eventuell noch begründbar sein. Aber auch hier ist der Unterschied meiner Meinung nach nicht so groß, dass man es nicht mehr abschließen könnte
Hinfällig wird das ganze, wenn man sich eben jenes Kapital beim Eintritt ins Rentenalter auszahlen lässt. Da bekommt man mit dem neuen Unisex Tarif doch sogar mehr.

Frau

Erst eimal sieht man an der rechten Spalte, dass es wirklich Unisex ist. Aber nun gut, das war auch nicht anders zu erwarten.
Die Frau bekommt vom neuen Tarif also fast nichts mit, das Treffen der Tarife findet eher am weiblichen Ende denn in der Mitte statt.

Das waren jetzt die jungen Leute. Wie schaut es aber bei 45-jährigen aus, die nach jahrzehntenlangem Überlegen und Hinauszögern nun doch noch etwas für die eigene Altersvorsorge machen möchten? Mit 100 Euro ist es hier natürlich nicht mehr getan, nach noch mehr Überlegen einigte man sich auf 300 Euro. Die restlichen Annahmen sind aber die selben. Männlich ist nun aber Person C, weiblich Person D.

Mann2

Auch hier also kein Unterschied, der einen mit dem alten Tarif die deutsche Binnenkonjunktur alleine retten lassen könnte.

Frau2

Quasi das identische Bild bei der Frau.

Da die Versicherungsmathematiker und Aktuare beim VolkswohlBund jetzt keine extra Spezies bilden, ist stark davon auszugehen, dass die Unisex Tarife der anderen Gesellschaften eine ähnliche Gestaltung haben werden.
Von der Endzeitstimmung, die herrscht (und die wie hier ersichtlich schon 2003 herrschte), dürfte also nicht viel übrig bleiben. Oder wie man im Volksmund so schön sagt: Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird.

Eins ist aber mit den alten und neuen Tarifen gleich. Es ist auch sehr gut in den Beispielrechnungen ersichtlich. Wer früher anfängt, hat später mehr. Und neben der Umstellung der Unisex-Tarife gibt es weitaus entscheidendere Argumente, die Altersversorgung doch noch dieses Jahr zu machen: Die Absenkung des Garantiezinses um 0,5 % und die Erhöhung des frühstmöglichen Eintrittsalters von 60 auf 62 Jahre.